Wie jeden ersten Donnerstag im Monat findet am 3. Dezember das Antifa-Café im Kafe Marat statt. Diesmal geht es etwas früher los als gewohnt, seid also pünktlich. Der Vortrag startet um 20 Uhr.
Eine soziologische Betrachtung der Grenzen und Paradoxien konservativer Protestbewegungen
Jasmin Siri
Aktuell lassen sich in mehreren europäischen Ländern neue konservative Protestbewegungen beobachten, die sich dem Protest gegen Gleichstellungspolitiken und ihre öffentliche Thematisierung in medialen Öffentlichkeiten widmen. Sie kritisieren eine übergreifende political correctness und die Dekonstruktion der heteronormativen Geschlechterordnung durch moderne Familienpolitik und Wissenschaft – und brechen dabei auch mit konservativen Wertvorstellungen. Der Konservatismus des 19. und 20. Jahrhunderts verstand sich weitestgehend als regional, fämiliär und konkret solidarisch. Protest im Hinblick auf weltanschauliche Ziele erschienen ihm unplausibel. Die Konstruktion eines Kriegszustandes im Frieden und die Darstellung des Konservatismus als Protestform neben anderen in einer pluralisierten Demokratie konfligieren mit dem konservativen Selbstverständnis. Konservativer Widerstand in entwickelten Demokratien ist daher immer paradox, da er den Kampf aufnimmt obwohl die Ingroup hinsichtlich der freien Gestaltung ihrer Lebensführung nicht konkret gefährdet ist. Ideologisch muss dann viel Mühe darauf verwendet werden, die Gefahr für die eigene Familie, die eigene Gemeinde oder einen (Volks-)Körper abstrakt zu begründen. Die Semantik der „Umerziehung unserer Kinder“ – einer Figur welche die Gefahr für den Nahbereich betont – ist hierfür ein gutes Beispiel.
In meinem Vortrag werde ich wichtige Meta-Narrative des Konservatismus in Deutschland herausarbeiten und ihre Re-Aktualisierung in aktuellen Anti-Gleichstellungsbewegungen diskutieren.
Do. 3.12. Kafe Marat (Thalkirchnerstraße 102)
Beginn: 19 Uhr / Vortrag: 20 Uhr