Bash Back! (16.07.2011)

Am Samstag, den 16.07.2011 fand in München eine queerfeministische, antifaschistische Demonstration unter dem Motto „Bash Back“ gegen den „Festkommers“ der „Burschenschaftlichen Gemeinschaft“ (BG) in München statt. An der Demonstration beteiligten sich ca. 300 Leute

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Bündnis-Aufruf
Gegen den Festkommers der Burschenschaftlichen Gemeinschaft
Bash Back!
Gegen Nationalismus, Rassismus und Sexismus
Am 15. und 16. Juli findet in München ein Festkommers1 zum 50jährigen Bestehen der rassistischen, sexistischen und deutschnationalistischen Burschenschaftlichen Gemeinschaft (BG) statt. Gegen diese Veranstaltung rufen wir zu Protesten auf!
Die Burschenschaftliche Gemeinschaft ist ein 1961 in München gegründeter Zusammenschluss verschiedener rechter Burschenschaften aus Österreich und Deutschland, wobei sie in ihrem völkischen Nationalismus Österreich sowie einige Gebiete in Polen und Tschechien als Teile eines Großdeutschlands begreifen. Ihre Vorstellung von Nation gründet dabei in der rassistischen Blut-und-Boden-Ideologie, die systematisch nicht-weiße Menschen, Jüd_innen, Sint_izza, Romni_ja und viele andere ausschließt. Aber auch ihr Geschlechterbild ist von sexistischen und heteronormativen Ideologien geprägt. Konkret heißt dies, dass Frauen* einzig als Mütter und Ehefrauen betrachtet werden und nur den Männern* öffentliche Bereiche wie etwa die Sphäre der Politik oder die elitären, männerbündlerischen Burschenschaften selbst offenstehen. Dies sehen sie begründet in einem biologischen Unterschied von Mann und Frau, aus dem heraus die Gesellschaft organisiert werden soll. Dass sich Menschen jenseits dieser binären Geschlechternormen oder heteronormativer Begehrensstrukturen verorten, erscheint den „Burschenschaftlern“ als der ultimative Angriff auf die „natürliche Ordnung der Gesellschaft“.
In der BG sind 42 „farbentragende“ und „schlagende“ Burschenschaften organisiert. „Farbentragend“ bedeuet das sie als Erkennungszeichen eine Kappe auf dem Kopf und ein Band um den Oberkörper in den jeweiligen Farbe ihrer Burschenschaft tragen. “Schlagend“ heißt, dass sie Wert auf den Zweikampf im Fechten legen. Nach innen sind die einzelnen Burschenschaften straff hierarchisch und autoritär organisiert. Wer in eine solche Burschenschaft eintritt, muss ihre Ideologien sowie Geschlechterbilder verinnerlichen. In ritualisierten Besäufnissen und dem Mensurfechten soll eine „ideale Männlichkeit“ ausgebildet werden. Wer sich einer Burschenschaft anschließt geht einen Bund fürs Leben ein. Die Mitgliedschaft endet nicht mit dem Verlassen der Uni. Auf diese Weise ist gesichert, das Werte und Normen erhalten bleiben und das die sog. „alten Herren“ ihren Verbandsbrüdern in einflussreiche Stellungen in Wirtschaft oder Politik verhelfen. Burschenschaften verstehen sich selbst als Ausbildungsstätten der „gesellschaftlichen Elite“ und möchten sich abheben vom Rest der Studierenden, die sie als abzuwertende und ungebildete Masse ansehen.
Aber die „Burschenschaftler“ sind nicht einfach eine Gruppe vernachlässigbarer Hanseln, sie können an gesellschaftliche Ideologien und Diskurse anknüpfen und diese auch in ihrem Sinne beeinflussen. Die rassistischen, antisemitischen, sozialchauvinistischen, elitaristischen und heteronormativen Ideologien, die die Burschenschaften vertreten, haben auch in vielen breiteren gesellschaftlichen Debatten ihren Ausdruck. Beispielsweise in der sog. Sarrazindebatte, in der sich der Hass gegen sozial Ausgegrenze mit dem Hass auf (vermeintliche) Muslim_innen verband, die Polemiken gegen Forderungen Überlebender der nationalsozialistischen Verfolgung auf Entschädigungszahlungen in denen die Ressentiments vom „raffgierigen Juden“ aufgewärmt werden oder im antifeministischen Backlash.
Burschenschaften, insbesondere die in der Burschenschaftlichen Gemeinschaft organisierten Gruppen, agieren zudem oftmals als wichtige Schnittstelle zwischen militanter Neonaziszene und konservativer Rechter. Bei der Burschenschaft Danubia trat z.B. am 6. Mai diesen Jahres der neonazistische Publizist Jürgen Schwab auf, am 30. April traten in der Burschenschaft Cimbria der Redakteur der neu-rechten Wochenzeitung „Junge Freiheit“ Felix Krautkrämmer und Erik Lehnert vom rechten „Institut für Staatspolitik“ auf. 2001 fand der flüchtige Neonazi Christoph Schulte bei der Danubia Unterschlupf nachdem er bei einem rassistischen Übergriff in der Zenettistraße beteiligt war. Martin Graf (FPÖ) von der Burschenschaft Olympia Wien ist 3. Nationalratspräsident in Österreich. Alle diese Burschenschaften gehören der Burschenschaftlichen Gemeinschaft an.
Deshalb rufen wir – ein Bündnis verschiedener antirassistischer, antifaschistischer und antisexistischer Gruppen aus München und Umgebung – dazu auf, den Festkommers zum Desaster zu machen.
Gegen Nationalismus, Sexismus, Rassismus und Elitarismus!
Für eine befreite Gesellschaft!


Antifaschistische Demo: 16.07.2011, 16.30 Uhr, Prinzregentenplatz


1 Ein Kommers ist eine hochoffizielle Feier von Studentenverbindungen oder -burschenschaften, bei dem traditionellerweise Lieder gesungen und Reden gehalten werden.

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