Erinnern heißt kämpfen

Am Freitag den 7. Januar findet in der Münchner Schillerstraße, dort wo sich früher die Diskothek „Liverpool“ befand, eine Gedenkkundgebung statt.

Am 7. Januar 1984 wurde hier ein Feuer gelegt. Bei dem Brandanschlag wurden mehrere Menschen verletzt, die junge Barangestellte Corinna Tartarotti erlag nach mehreren Monaten im Krankenhaus ihren schweren Verletzungen. Die Polizei ermittelte zunächst im „Zuhälter-Milieu“, die Lokalpresse lieferte reißerische Berichte über „Münchens sündige Meilen“. Schließlich bekannte sich eine „Gruppe Ludwig“ in einem mit Reichsadler und Hakenkreuz versehenen Schreiben zur Tat. Nach einem vereitelten Brandanschlag auf eine Diskothek im Norden Italiens, zwei Monate darauf, wurden zwei Männer verhaftet und schließlich für eine Mord- und Anschlagsserie vor Gericht gestellt, die sich über 7 Jahre zog. Mindestens fünfzehn Menschen fielen dem Terror der „Gruppe Ludwig“ zum Opfer. An den Anschlag, seine politischen Hintergründe und den Tod von Corinna Tartarotti erinnert heute nichts, es gibt keine Gedenktafel, nicht einmal ein Hinweisschild.

München hat eine lange Geschichte des rechten Terrors und diese ist geprägt vom Verdrängen und Verharmlosen der Gewalt, von der Entpolitisierung der Taten und „Einzeltätern“. Sie ist geprägt von einer ausbleibenden Solidarisierung mit den Opfern, mit Hinterbliebenen und Betroffenen rechter Gewalt.

Auf der Kundgebung wird es Beiträge zum Anschlag in der Schillerstraße und der Geschichte des rechten Terrors in München geben. Wir gedenken an diesem Tag auch Oury Jalloh, der am 7. Januar 2005 in einer Dessauer Polizeizelle schwer misshandelt und verbrannt wurde.

7.1.22, 18:30 Uhr , Schillerstraße 11a

Die Pressemitteilung der Antisexistischen Aktion München und mehr Informationen zum Thema findet ihr unter: https://asam.noblogs.org

Einen längeren Beitrag zur Gruppe Ludwig gibt es hier: https://nsu-watch.info/2020/12/longread-und-interview-aus-dem-bild-gefallen-der-rechte-terror-der-gruppe-ludwig/