Am 19. Februar jährt sich der Anschlag von Hanau zum zweiten Mal. Zwei Jahre, seit Ferhat Unvar, Hamza Kurtović, Said Nesar Hashemi, Vili Viorel Păun, Mercedes Kierpacz, Kaloyan Velkov, Fatih Saraçoğlu, Sedat Gürbüz und Gökhan Gültekin aus rassistischen Motiven ermordet wurden.
Der Anschlag von Hanau war kein Einzelfall. Er reiht sich ein in die lange Geschichte des rechten Terrors in Deutschland: Von den ersten, heute noch bekannten rechten Morden Ende der 1960er Jahre, über den Terror aus dem Umfeld der Wehrsportruppen und Neonazigruppen, die pogromartigen Ausschreitungen und Brandanschläge der frühen 1990er Jahre, Rostock, Mölln und Solingen, über die Mordserie des NSU zu den Attentaten der jüngsten Vergangenheit – sei es München, Kassel oder Halle.
Im gesellschaftlichen Umgang mit diesen Taten lassen sich bis heute Kontinuitäten ausmachen: Die ewige Leier, es mit Einzelfällen, zumindest doch mit Einzeltätern zu tun zu haben, das Bedürfnis nun mal endlich einen Schlussstrich ziehen zu dürfen. Das Nichterkennenwollen von rechten Netzwerken, eine ausbleibende Solidarisierung und ein Schweigen der Mehrheitsgesellschaft, polizeiliche Ermittlungen, die auf das Umfeld der Opfer fokussieren, eine mediale Berichterstattung, die vorherrschende Ressentiments bedient und verstärkt. Wenn sich von Seiten des bürgerlichen Staats doch einmal der Anstrich gegeben wird, der Opfer des rechten Terrors zu gedenken, so geschieht dies kaum je auf Augenhöhe mit den Betroffenen, sondern zumeist als ritualisiertes Promoevent, mittels dessen sich Staat und Mehrheitsgesellschaft selbstreferentiell auf der richtigen und guten Seite wähnen wollen. Da wo sich daran in der letzten Zeit etwas geändert hat, ist das Akteurinnen wie der Initiative 19. Februar aus Hanau zuzuschreiben.
Dort haben sich Überlebende, Angehörige und Unterstützer*innen zusammengefunden und leisten seit nunmehr zwei Jahren enorm wichtige (Öffentlichkeits-)Arbeit, die die Perspektive der Betroffenen und Angehörigen in den Mittelpunkt stellt, die den der Tat zugrundeliegenden Rassismus klar als solchen benennt, und die den staatlichen Umgang mit dem Attentat immer wieder skandalisiert.
Weil die Pandemie ein großes und gemeinsames zentrales Gedenken erschwert, ruft die Initiative 19. Februar dazu auf, sich überall mit Kundgebungen, Demonstrationen und Gedenkaktionen an ihre Seite zu stellen.
Für den Samstag planen die DIDF-Jugend und antirassistische und antifaschistische Initiativen eine Kundgebung auf dem Münchner Königsplatz. Im Anschluss startet von dort aus eine Demonstration. Wir schließen uns dem Aufruf an. Kommt auf die Straße! In Trauer um die Ermordeten, in Solidarität mit den Überlebenden und Angehörigen und aus Wut über den andauernden rassistischen Normalzustand. Lasst uns gemeinsam die Namen der Opfer unvergessen machen.
Gegen die Angst. Für das Leben. Erinnern heißt verändern!
Samstag 19.2.22 17:30 Uhr Königsplatz