Die Münchner Rechte ist in den letzten Jahren in unterschiedlichsten Formen aufgetreten. Von Pegida, über die AfD bis Querdenken konnte sich hier allerlei menschenfeindliches Potential auf der Straße zusammenfinden. Im Bezug auf Ästhetik oder Rhetorik wird meist auf allzu offene Bezüge zum Nationalsozialismus verzichtet, es überwiegt die Inszenierung als bürgerliche Mitte. Jedes Jahr im April jedoch kommt ein Teil der „klassischen“ bayrischen Naziszene mitten in der Stadt zusammen, um offen des Holocaustleugners und ehemaligen Wehrmachtssoldaten Reinhold Elstner zu gedenken.
Elstner hatte sich am 25. April 1995, aus Protest gegen die damals stattfindende Wehrmachtsausstellung vor der Feldherrnhalle selbst verbrannt. Diese griff den Mythos der „sauberen Wehrmacht“ an und thematisierte deren tragende Rolle bei Vertreibung und Völkermord. Damit lieferte die Ausstellung einen wichtigen Beitrag, das entlastende Bild des Nationalsozialismus als der Herrschaft einiger weniger Funktionäre in Frage zu stellen und deutlich zu machen, dass die Verbrechen der Nazis von weiten Teilen der deutschen Bevölkerung mitgetragen wurden.
Vor diesem Hintergrund bemühen sich Münchner Neonazis mit der jährlichen Mahnwache darum, Elstner zum Märtyrer zu stilisieren. Seine fanatische nationalsozialistische Überzeugung mitsamt des eigenen Todes als Konsequenz soll einigenden Vorbildcharakter für die ansonsten eher zerstrittene Naziszene haben. Gerade in Deutschland, wo die allzu offene Verherrlichung des Nationalsozialismus und seiner Verbrechen inkriminiert ist, können Nazis das über den Umweg des Bezugs auf einzelne Personen bewerkstelligen. Sie feiern den Altnazi Elstner nicht nur für seine Positionen zur Zeit seines Ablebens, so war er etwa offener Holocaustleugner. Sie stilisieren ihn als aktiven Teil der nationalsozialistischen Erlebnisgeneration. Die Münchner Nazis glorifizieren mit seiner Figur die Ideologie des Nationalsozialismus als solche.
Wie auch in den vergangenen Jahren wenden wir uns gegen diese Verdrehung der Geschichte und den Versuch einer nationalsozialistischen Heldenbetrauerung.
Kommt daher am 25. April um 19:45 Uhr zum Max-Joseph-Platz vor die Oper in München. Gegen Nazipropaganda und Geschichtsrevisionismus!