Gedenkkundgebung am 7. Januar

Am 7. Januar 1984 werfen zwei Männer je einen Kanister Benzin in den Eingangsbereich der Diskothek „Liverpool“ in der Münchner Schillerstraße und setzen das Lokal in Brand. Acht Menschen werden verletzt. Conny Tartarotti, eine Barangestellte, erliegt drei Monate später ihren schweren Verletzungen. Sie war 20 Jahre alt.

Verübt wurde der Anschlag von der „Gruppe Ludwig“, die zwischen 1977 und 1984 in Norditalien und München mindestens fünfzehn Menschen ermordeten und viele bei ihren Brandanschlägen verletzten und traumatisierten.

Die Geschehnisse sind lange her, fast vierzig Jahre, doch das ist kein Grund, den rechten Terror der „Gruppe Ludwig“ oder anderer rechter Täter zu den Akten zu legen. Ganz im Gegenteil! Denn unser Wissen über die Opfer des Anschlags vom 7. Januar 1984 ist noch immer lückenhaft, dabei sollen sie bei kritischem Gedenken im Zentrum stehen. Außerdem hat sich an den strukturellen Gegebenheiten, aus denen rechter Terror entsteht, über die Jahre nicht viel verändert.

Ernüchternde Kontinuitäten

Die Ermittlungen zum Oktoberfestattentat, zum Anschlag in der Schillerstraße, im NSU-Komplex oder beim OEZ-Attentat haben gezeigt, dass wir uns bei der Aufklärung rechter Anschläge nicht auf die Sicherheitsbehörden verlassen können. Ganz im Gegenteil, viel zu oft werden sie selbst Täter, wie das bei Oury Jalloh in Dessau der Fall war.

Bis heute werden rechte Taten und/ oder Taten mit Genderkomponente entpolitisiert und die Gewaltverbrechen nicht richtig eingeordnet und aufgearbeitet. Wir können die Mord- und Anschlagsserie der „Gruppe Ludwig“ auch deshalb nicht ad acta legen, weil ihr misogynes Weltbild und ihr gelebtes männerbündisches Ideal bis heute in weiten Teilen unserer patriarchalen Gesellschaft vorherrschend ist. In krisenhaften Zeiten wird Antifeminismus zu einer Ideologie, welche die Brücke schlägt zwischen der extremen Rechten und der sogenannten „bürgerlichen Mitte“.

Auch auf den Staat können wir uns bei der Erinnerung an die Opfer rechter Gewalt nicht verlassen. Ohne antifaschistische Initiativen wäre der Anschlag auf das „Liverpool“ in Vergessenheit geraten. Werden staatliche Stellen doch aktiv, liest man in Aktionsplänen oft von „Extremismus“ oder „politischer Gewalt“, anstatt das Problem beim Namen zu nennen. Das Problem heißt rechter Terror!

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Wo: Schillerstraße 11A, München
Wann: 7.1.2023 um 16 Uhr

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Plakat in Erinnerung an Corinna Tartarotti: PDF