Vielen gilt Schweden als ein Land im Wohlstand mit liberalen Gesetzen. Über die Jahrzehnte etablierte sich dort aber auch eine äußerst gewalttätige Neonaziszene. In den letzten sechs Monaten häuften sich wieder neonazistische Übergriffe bis hin zu Mordversuchen. Zuletzt am 8. März in Malmö, als Antifaschist_innen nach einer feministischen Kundgebung von Neonazis mit Messern angegriffen wurden. Ein Antifaschist liegt seither im Koma.
Bereits Anfang der Neunziger entstanden rechtsterroristische Strukturen, deren Protagonist_innen bis zum heutigen Tag aktiv sind. Ideologische Schriften zum ‚führerlosen Widerstand‘ in Europa wurden 1998 von ‚Blood & Honour Scandinavia‘ verfasst: ‚The way forward‘ und dessen Ergänzung ‚Field Manual‘, enthalten sämtliche Vorgaben, nach denen beispielsweise der ‚NSU‘ agierte.
Auch für die internationale Rechtsrock-Szene ist Schweden, und hier v.a. ‚Blood & Honour Scandinavia‘ von erheblicher Bedeutung für die Produktion und mehr noch den Vertrieb neonazistischer Musik und Propaganda, wie den in der Neonaziszene international beliebten ‚Kriegsberichter‘ Videos. Auch wenn die schwedische Neonaziszene personell stagniert, hat ihre Brutalität erhebliche Auswirkungen, speziell auf alle Menschen, die Neonazis bekämpfen. Das erklärt die sehr militante schwedische Antifa Bewegung, die nicht nur in der Lage ist Angriffe erfolgreich abzuwehren, sondern den Neonazis immer wieder erhebliche Niederlagen bereitete.
Dennoch ist die extreme Rechte keine Randerscheinung. Seit September 2010 ist eine rassistische Partei im Parlament vertreten. Die ‚Sverigedemokraterna‘ (‚Schwedendemokraten‘) sind seither weiter auf Erfolgskurs. Sie geben sich mittlerweile sehr bürgerlich, bezeichnen ihren Rassismus ganz im europäischen Trend als ‚islamkritisch‘ und knüpfen an rechtspopulistische Parteien nach Typ des ‚Front National‘ an. Nichts desto trotz hat die Partei ihre Wurzeln im Neonazismus, was ihren Erfolg zwar bremst, aber nicht aufhält.
Im Vortrag geht es um Entstehung, Wandel und Kontinuität extrem rechter Organisationen, Verbindungen nach Deutschland und antifaschistischen Widerstand.
Der Vortrag findet am Mittwoch, 5.11. im Kafe Marat statt. Beginn: 21 Uhr