Der rechte Terror der Gegenwart hat eine lange Tradition, die bis zum Ende des Nationalsozialismus zurückreicht. Im Jahr 1980 forderten drei rechtsterroristische Anschläge in Hamburg, München und Erlangen allein insgesamt 16 Todesopfer. Die Erinnerung an diese Taten wachzuhalten bedeutet auch, auf Kontinuitäten hinzuweisen, die von 1980 bis heute reichen.
Bei der Anschlagserie der „Deutschen Aktionsgruppen“, der am 22.08.1980 Nguyễn Ngọc Châu und Đỗ Anh Lân zum Opfer fielen, zeigten sich die Ignoranz der Behörden gegenüber rechten Gewalttaten, die Gleichgültigkeit der deutschen Mehrheitsgesellschaft gegenüber migrantischen Betroffenen und die Einbettung solcher Gewalttaten in einen etablierten rassistischen Diskurs. Das von dem Neonazi Gundolf Köhler begangene Oktoberfestattentat ist mit 12 Todesopfern nicht nur der bis dato verheerendste Terroranschlag der bundesdeutschen Geschichte, sondern steht auch exemplarisch für die Verdrängung rechter Gewalttaten im post-nationalsozialistischen Deutschland, die relativierende Einzeltäterthese und für verhinderte Aufklärung.Die antisemitisch motivierte Ermordung von Shlomo Lewin und Frida Poeschke durch ein Mitglied der „Wehrsportgruppe Hoffmann“ steht für die Kontinuität antisemitischer Gewalt in Deutschland seit 1945 und die Verharmlosung rechter Strukturen durch führende Politiker*innen, für Täter-Opfer-Umkehr durch Presse und Behörden und den Entzug der Solidarität mit den Opfern seitens der Bevölkerung.
Bereits vor vierzig Jahren wurden Drohungen und Warnungen vor der Gefahr durch rechten Terror nicht ernst genommen und Zusammenhänge zwischen einzelnen Taten und Täter*innen systematisch ignoriert. Rechtsterroristische Anschläge wurden im Nachgang entpolitisiert und immer wieder ging man von Einzeltäter*innen mit individuellen Tatmotivationen aus. So wurden die Bedingungen für weitere Anschläge geschaffen. Doch die Taten des Terrorjahres 1980 stehen sowohl untereinander, als auch mit dem rechten Terror der Gegenwart in Zusammenhang. Dieser wird durch die fortwährende Verharmlosung rechter Gewalt, Kriminalisierung der Betroffenen, sowie den politischen Kampf gegen Antifaschist*innen weiter ermöglicht. All diese Kontinuitäten gilt es zu benennen und zu beenden.
Das heißt auch, weiterhin breite antifaschistische Bündnisse mit Betroffenen rassistischer und antisemitischer Gewalt auf- und auszubauen, die den Rahmen für praktische Solidarität bieten. Denn auf den Staat können wir uns nicht verlassen. Gleichzeitig fordern wir den Schutz aller Menschen vor rechter Gewalt als absolutes Mindestmaß gesellschaftlichen Zusammenlebens ein. Geht mit uns auf die Straße, zeigt euch mit eigenen Aktionen solidarisch, macht auf die lange Geschichte des Terrors aufmerksam, um zusammen gegen das Vergessen und für eine Überwindung dieser Zustände zu kämpfen. Erhöhen wir den Druck, um der Normalität des Terrors endlich ein Ende zu setzen. Die Forderungen sind und bleiben klar:
Nazinetzwerke entwaffnen und zerschlagen!
Verfassungsschutz auflösen!
Akten freigeben!
Entnazifizierung aller staatlichen Behörden jetzt!
Schluss mit der Kriminalisierung antifaschistischer und migrantischer Selbstorganisation!
Tragt die verdrängte und vergessene Geschichte der Opfer des rechten Terrors in die Öffentlichkeit! Zeigt eure Solidarität auf der Straße und im Netz unter #mehrals40jahre!
Kommt zur antifaschistischen Demonstration in München, am 26.09.!
Kein Vergessen!
In Erinnerung an:
Nguyễn Ngọc Châu
Đỗ Anh Lân
Gabriele Deutsch
Robert Gmeinwieser
Axel Hirsch
Markus Hölzl
Paul Lux
Franz Schiele
Ignaz Platzer
Ilona Platzer
Angela Schüttrigkeit
Errol Vere-Hodges
Ernst Vestner
Beate Werner
Shlomo Lewin
Frida Poeschke
und alle Opfer rechter Gewalt!