Gegen Volk, Nation und Militär!
Nazigedenken Demontieren!
Kein Naziaufmarsch am 15.11. In München!
Am  15.11.2008 wollen Nazis in München einen Aufmarsch anlässlich des  “Volkstrauertages” durchführen. Zu dieser Veranstaltung rufen Nazis aus  dem Spektrum der “Freien Nationalisten” und der NPD auf. Bei diesem so  genannten Heldengedenken geht es darum, Wehrmachts -und SS-Soldaten als  Helden zu verklären und damit den Nationalsozialismus offen zu  verherrlichen. Verhindern wir gemeinsam die Verherrlichung des  Nationalsozialismus!
Das Heldengedenken der Nazis
Der  historische Nationalsozialismus ist für Nazis bis heute Maßstab ihrer  politischen Theorie und Praxis. Blickt Mensch auf Naziaktivitäten aus  den letzten Jahren, so zeigt sich, dass kaum ein Thema so präsent und  attraktiv für die extreme Rechte ist, wie die Verherrlichung des  Nationalsozialismus. Mit dem Motto des “Heldengedenkens” greifen die  Nazis ganz bewusst auf einen nationalsozialistischen Begriff zurück.  Großspurig wird dieser Naziaufmarsch als “zentraler Heldengedenkmarsch  der Freien Kräfte aus Bayern” angekündigt. Zu ähnlichen Anlässen, wie  zum Beispiel den Protesten gegen die Wehrmachtsausstellung, den  Rudolf-Hess-Gedenkmärschen oder dem Heldengedenken in Halbe, konnten  Nazis stets mehrere Tausend Anhänger_innen mobilisieren –  organisationsübergreifend und teilweise europaweit. Die Verherrlichung  des Nationalsozialismus schafft insofern einen für die rechte Szene  wichtigen Brückenschlag zwischen Alt -und Neonazis.
Die deutschen  Soldaten werden von extrem rechter Seite als Verkörperung des idealen  nationalsozialistischen Menschenbildes angesehen. Dazu gehören  militaristische, patriarchale und antiemanzipatorische Elemente, wie das  soldatische Gemeinschaftsgefühl, das Kämpfen für das Vaterland, der  Untertanengeist oder die Selbstaufopferung für das Wohl der  Volksgemeinschaft bis hin zur bewussten Inkaufnahme des eigenen Todes.  Mit dem Versuch, die Angehörigen der SS und Wehrmacht als “Helden”  darzustellen, soll ein positiver Bezug zum Nationalsozialismus  hergestellt werden. Es geht den Nazis bei ihrem Aufmarsch also darum,  die Verbrechen des 3. Reiches zu relativieren und sich dadurch indirekt  positiv auf die Shoah und den Vernichtungskrieg der Deutschen zu  beziehen, sowie darum, auf diese Weise Antisemitismus, Rassismus,  patriarchale Unterdrückung und eine totalitäre Gesellschaftsordnung auch  in der Gegenwart zu propagieren. Diese Verhöhnung der Opfer des  Nationalsozialismus werden wir nicht hinnehmen!
Der “Volkstrauertag” und der VDK
Die  Geschichte des “Volkstrauertages” und des Volksbund Deutsche  Kriegsgräberfürsorge e.V. (VDK) sind eng miteinander verwoben. 1919  wurde der Volksbund gegründet, unter Anderem um sich um die Gräber der  im I. Weltkrieg gefallenen deutschen Soldaten zu kümmern. Auch die  Einführung eines “Volkstrauertages” stand auf der Agenda des VDK. Die  erste offizielle Feierstunde anlässlich eines “Volkstrauertages” wurde  1922 im Reichstag begangen. Es lag auch an dem schon damals  deutschtümelnden und militaristischen Charakter dieser Veranstaltung,  dass der Trauertag in der Weimarer Republik nicht als gesetzlich  geschützter Feiertag eingeführt wurde. Insbesondere auf Seiten der  Linken wurden diese Feierlichkeiten kritisiert. 1933 wurde der Tag zu  einem Feiertag und 1934 in “Heldengedenktag” umbenannt. Nach der  Befreiung vom Nationalsozialismus wird der “Volkstrauertag” in der BRD  seit dem Jahr 1950 mit einer Feierstunde im Bundestag und mit diversen  Kranzabwürfen wieder begangen. Und gerade in Zeiten, in denen  Deutschland wieder Kriege führt und die Pläne zum Einsatz der Bundeswehr  im Innern immer konkreter werden, ist das öffentliche Abfeiern  gefallener deutscher Soldat_innen ein Faktor, der zu einer zunehmenden  Militarisierung dieser Gesellschaft beiträgt.
Auch heute noch spielt  der VDK eine zentrale Rolle an diesem Feiertag. Der Volksbund, der nach  eigenen Angaben 1,6 Mio. Mitglieder und Spender_innen hat, steht auch  heute noch für Deutschtümelei und Militarismus. Der VDK ist Veranstalter  zahlreicher Feierstunden und Kranzabwürfe und wird dabei von Bund und  Ländern – auch finanziell – unterstützt. Weitere Unterstützung erhält er  von der Bundeswehr, mit der er eng zusammenarbeitet. Zu den Aktivitäten  des VDK in der Zeit des Nationalsozialismus lässt dieser übrigens nur  verlauten, dass er “gleichgeschaltet” wurde. Das Haupbetätigungsfeld  dieses Vereins ist es, die Leichen deutscher Soldat_innen überall auf  der Welt im Sinne des deutschen Nationalismus und Militarismus zu  bestatten und deren Gräber zu pflegen. Die Konkreten politischen und  historischen Faktoren, die dazu geführt haben, dass die Überreste  deutscher Soldat_innen überall auf der Welt in der Erde liegen, werden  nicht hinterfragt. Im Gegenteil, der Volksbund produziert das Bild eines  komplett unpolitischen Soldaten, der nur tapfer gekämpft und seine  Pflicht getan hat. Die vermeintliche Unschuld dieses Soldaten wird  oftmals auf die gesamte Täter_innengeneration übertragen. Der VDK will  undifferenziert der Opfer von Krieg und Gewalt gedenken. So werden  Täter_innen und die Opfer auf eine Stufe gestellt und die deutschen  Verbrechen relativiert. Wir werden solch eine Verdrehung der Geschichte  nicht hinnehmen!
Bullen und Repression
Ein  massives Polizeiaufgebot wird am 15.11.2008 in München präsent sein, so  wie immer, wenn sich in München linker Protest regt. Linke  Demonstrant_innen gelten in Bayern als Feindbild und Sicherheitsrisiko.  Der bayerische Staat scheut weder Kosten noch Mühen um antifaschistische  und emanzipatorische Polizik zu behindern und zu bekämpfen. So ziemlich  keine Demonstration oder Kundgebung in München vergeht ohne massive  Vorkontrollen, permanente Kameraüberwachung, martialisch-gewalttätiges  Auftreten von Spezialeinheiten, Festnahmen und darauf oftmals  folgendende, lächerliche Prozesse. Die staatlichen Repressionsorgane  handeln dabei nicht immer im Rahmen der Legalität, wie z.B. bei der im  Nachhinein für rechtswidrig erklärten Durchsuchungswelle linker Objekte  in München im Vorfeld des G8-Gipfels 2007. Auch die brutale Stürmung des  Lautsprecherwagens am 1. Mai diesen Jahres in Nürnberg, bei der mehrere  Menschen durch den Einsatz von Pfefferspray und Knüppel verletzt  wurden, ist für das Vorgehen der bayerischen Polizei exemplarisch.  Bayern ist stets bemüht, seinen Ruf als “Marktführer im Bereich innere  Sicherheit” (Zitat CSU-Innenminister Herrmann) aufrecht zu halten. So  ist es auch nicht weiter verwunderlich, dass Bayern kürzlich ein äußerst  repressives neues Versammlungsgesetz auf den Weg gebracht hat. Dieses  neue Versammlungsgesetz, das seit dem 1.10.2008 in Kraft ist, öffnet der  polizeilichen Willkür noch weiter Tür und Tor, als bisher schon. Die  repressive Zuspitzung in Form eines neuen, verschärften  Versammlungsrechts ist ein Teil von diversen Kontroll-und  Überwachungsmechanismen, die auf eine Überwachung aller  gesellschaftlichen Lebensbereiche abzielen.
Doch wir lassen uns  antifaschistische und emanzipatorische Politik nicht verbieten, weder  durch ein repressives Auftreten der Polizei, noch durch das neue  Versammlungsgesetz!
Gemeinsam gegen Nazis, Bullen und VDK
Für  uns gibt es am Volkstrauertag nichts zu betrauern und erst recht  niemanden als “Held_in” zu verklären. Wir wollen am 15.11.2008 unseren  Protest und Widerstand gegen den militaristischen und nationalistischen  “Volkstrauertag”, den VDK und die Nazis auf die Straße tragen. Wir sind  uns bewusst, dass Nazis nicht einfach vom Himmel fallen. Sie können mit  ihren rassistischen, antisemitischen, nationalistischen und  geschichtsrevisionistischen Positionen an Ressentiments anknüpfen, die  bis weit in die Mitte dieser Gesellschaft hinein verbreitet sind.  Deshalb begreifen wir antifaschistische Politik nicht bloß als reinen  Kampf gegen Nazis, sondern immer auch als Kampf gegen die  kapitalistische Gesellschaftsordnung, die den Faschismus hervorgebracht  hat und immer wieder hervorbringen kann. Emanzipatorische,  antifaschistische Politik kann nur aus einer fundamentalen Kritik an  Ausgrenzung und Unterdrückung von Menschen hervorgehen. Wir werden das  Abfeiern deutscher Soldat_innen und eine Verdrehung der Geschichte nicht  zulassen. Unser Gedenken gilt dabei den europäischen Jüdinnen und  Juden, den Opfern des Vernichtungskrieg im Osten, den Sinti und Roma,  den politischen Gegner_innen des Nationalsozialismus, den Homosexuellen,  den zu unwerten Leben erklärten, den Deserteuren und den vielen  Anderen, die von den Nazis verfolgt und ermordet wurden. Wir fordern die  sofortige Entschädigung aller Opfer des Nationalsozialismus sowie die  Bestrafung der noch lebenden Täter_innen! Bei den Protesten gegen das  Heldengedenken werden wir uns weder von den Bullen noch von anderen  Repressionsorganen aufhalten lassen. Lasst uns gemeinsam klar machen,  dass weder in München, noch sonst wo Raum für die Verdrehung der  Geschichte ist!
Beteiligt euch an Protesten und Aktionen!
Deutsche Täter_innen sind keine Opfer – und schon gar keine Held_innen!
Die Verherrlichung des Nationalsozialismus stoppen!
Volkstrauertag abschaffen!
Antifaschistische Kundgebung 10:30 Uhr, Marienplatz