Hallo, liebe Antifaschistinnen und Antifaschisten!
Wir haben uns heute hier versammelt, um unseren Widerstand gegen den von den Nazis so genannten „Heldengedenkmarsch“ auf die Straße zu tragen. Es ist unerträglich, dass Nazis unter Polizeischutz SS- und Wehmachtssoldaten zu „Helden“ verklären und so ihre faschistische, antisemitische und rassistische Hetze öffentlich propagieren können. Diese Verherrlichung des Nationalsozialismus und die ihr innewohnende Verdrehung der Geschichte können und werden wir nicht unwidersprochen hinnehmen. Es freut uns, dass sich hier und heute so viele Menschen versammelt haben, die das genauso sehen wie wir! Gemeinsam werden wir heute nicht nur den Nazis den Tag vermiesen, sondern auch ein starkes Zeichen gegen Geschichtsrevisionismus, Militarismus und Faschismus setzen!
Wir halten es auch und gerade jetzt für wichtig, darauf hinzuweisen, dass der Kampf gegen den Faschismus mehr als nur das Protestieren gegen unmittelbare, öffentliche Auftritte von Nazis beinhaltet. So wichtig der Protest gegen Naziaufmärsche auch weiterhin ist und bleibt: Es darf nicht vergessen werden, dass die gesellschaftlichen Verhältnisse, in denen wir leben, immer und immer wieder Rassismus, Antisemitismus und Faschismus reproduzieren, und teilweise auch darauf basieren. So sind Heldenkult und das Abfeiern deutscher Soldaten nichts, was sich nur auf Seiten der Nazis finden lässt. Unser Widerstand gilt auch dem militaristischen und deutschtümelndem „Volksbund Deutscher Kriegsgräberfürsorge“, sowie jeglicher Verklärung deutschen Soldatentums, wie sie alljährlich unter anderem am so genannten Volkstrauertag betrieben wird.
Auch zeigt das Hickhack um ein Verbot des heutigen Naziaufmarsches wieder einmal exemplarisch, dass wir uns im Kampf gegen Nazis nicht auf einen bürgerlichen Staat verlassen können. Im Gegenteil: Auch heute wird ein Großaufgebot von tausenden bayerischen Polizistinnen und Polizisten auf den Straßen sein, um den Nazis einen möglichst reibungslosen Ablauf ihres den Nationalsozialismus offen verherrlichenden Aufmarsches zu garantieren. Das neue bayerische Versammlungsgesetz, von CSU-Innenminister Hermann heuchlerisch als Mittel gegen Naziaufmärsche gepriesen, erweist sich schon jetzt als wirkungslos gegen Rechts. Stattdessen ist heute und generell mit massiven repressiven Maßnahmen seitens der Polizei gegenüber unserem legitimen antifaschistischen Protest zu rechnen. Es reicht also nicht, sich an Tagen wie diesem auf den Marienplatz zu stellen und große Sonntagsreden zu schwingen. Ein konsequenter Antifaschismus muss vielmehr überall dort ansetzen, wo Menschen ausgegrenzt und unterdrückt werden. Rassismus, Antisemitismus und andere Versatzstücke faschistischer Ideologien sind bis weit in die Mitte der Gesellschaft hinein verbreitet und bilden die Basis für das politische Handeln heutiger Neonazis.
Wir begreifen antifaschistische Politik deshalb nicht bloß als reinen Kampf gegen Nazis, sondern immer auch als Kampf gegen die kapitalistische Gesellschaftsordnung, die den Faschismus hervorgebracht hat und immer wieder hervorbringen kann. Emanzipatorische, antifaschistische Politik kann nur aus einer fundamentalen Kritik an Ausgrenzung und Unterdrückung von Menschen hervorgehen. Wir werden das Abfeiern deutscher Soldaten und eine Verdrehung der Geschichte nicht zulassen. Unser Gedenken gilt dabei den europäischen Jüdinnen und Juden, den Opfern des Vernichtungskrieg im Osten, den Sinti und Roma, den politischen Gegnerinnen und Gegnern des Nationalsozialismus, den Homosexuellen, denen, die zu „unwerten“ Leben erklärt wurden, den Deserteuren und den vielen Anderen, die von den Nazis verfolgt und ermordet wurden. Wir fordern die sofortige Entschädigung aller Opfer des Nationalsozialismus sowie die Bestrafung der noch lebenden Täterinnen und Täter! Bei unseren Protesten gegen das Heldengedenken werden wir uns nicht von den Bullen aufhalten lassen. Lasst uns gemeinsam klar machen, dass weder in München, noch sonst wo Raum für die Verdrehung der Geschichte ist! Alerta Antifascista! Nazigedenken demontieren!